Eine Harzreise - Silvester 2002

Das Bodetal

 

Gespenstisch wirken die Felsen des Bodetals im Nebel. Sicher auch ein Grund für das Entstehen so vieler wundervoller Sagen.

Gespenstisch wirken die Felsen des Bodetals im Nebel. Sicher auch ein Grund für das Entstehen so vieler wundervoller Sagen.

Abenddämmerung

Geheimnisvoll strecken die Bäume ihre Äste aus.

Geheimnisvoll strecken die Bäume ihre Äste aus.

Und immer wieder das Rauschen und Brodeln der Bode.

Und immer wieder das Rauschen und Brodeln der Bode.

Ausgangspunkt der Bodetalwanderung.

Ausgangspunkt der Bodetalwanderung.

Die goldene Krone im Bodekessel

Das romantische Bodetal, das wohl schönste Naturschutz-gebiet unseres Harzes, wurde in Jahrmillionen von der Kraft des Wassers in seiner heutigen Gestalt geschaffen. 12 km lang ist der Wanderweg von Thale am Harzrand bis hinauf nach Treseburg, wo sich dann das Tal etwas weitet, um einer Straße und einigen Häusern Platz zu schaffen. Nicht weit von Thale befindet sich eine ganz besonders reizvolle Stelle im Bodetal. Überspannt wird sie von einer hölzernen Brücke, der Teu-felsbrücke, von der man in den Bodekessel hinabschauen kann. Seit ewigen Zeiten schießt hier, vor allem nach starken Regenfällen oder in Zeiten der Schneeschmelze, donnernd und schäumend die Bode hindurch. So entstand ein unergründlicher Kessel mit vom Wasser glatt geschliffenen Wänden.

Der Volksmund taufte diese Stelle " Kronensumpf". Auf seinem Grund soll die goldene Krone liegen, die die holde Prinzessin Brunhilde bei ihrem Sprung vom Hexentanzplatz zur Roßtrappe verloren hatte. Der Ritter Bodo, ihr Bedränger, soll nach seinem Sturz in den Abgrund in einen bösen, zottigen Hund verwandelt worden sein, der in der Tiefe das Kleinod bewacht. Es ist bis heute noch keinem gelungen, die Krone aus der Tiefe herauszuholen. Dafür aber entstand eine weitere Sage, die die Krone zum Mittelpunkt wählte. Einst lebte auf der Stecklenburg am Harzrand ein holdes Mädchen, das seiner Schönheit wegen gerühmt wurde. Gisela von der Stecklenburg hatte viele Bewerber, als sie ins heiratsfähige Alter kam. Ihr Herz gehörte jedoch dem Grafen Konrad vom Regenstein, von dem eines Tages die Kunde kam, er sei bei einem Kriegszug im "heiligen Land" gefallen. Nun erhofften sich die anderen Bewerber bei Gisela Gehör. Diese jedoch, um ihrem toten Geliebten auf ewig treu bleiben zu dürfen, ließ die Nachricht verbreiten, dass nur derjenige ihre Hand zum Lebensbund erhalten solle, der ihr Brunhildes Krone aus dem tückischen Sumpf herauszuholen wagte. So kühne Männer gab es nicht mehr, denn die mutigsten Ritter hatten bereits ihr Leben bei diesem Abenteuer hingegeben. Eines Tages gab es eine große Überraschung auf der Stecklenburg. Konrad vom Regenstein war es gelungen, aus der Gefangenschaft eines arabischen Herrschers zu entkommen. Gesund und munter kehrte er zurück und wollte alsbald die Hochzeit mit der schönen Gisela begehen. Doch die anderen Bewerber und auch ihr Vater erinnerten Gisela an ihren Schwur, dass nur derjenige, dem es gelingen würde, Brunhildes Krone zu bergen, ihr Ehegemahl werden dürfe. Konrad blieb nun nichts weiter übrig, als dieses Wagnis auf sich zu nehmen. Mit seinem Schwert in der Hand, sprang er in den Kronensumpf. Tosend schloss sich über ihm das Wasser. Viele ängstliche Zuschauer säumten das Ufer. Sie alle sahen, wie der Ritter in der Bode versank und das Wasser zu schäumen und zu brodeln begann. Viele Minuten vergingen, bis plötzlich ein einziger Jubel erscholl. Konrad, die geborgene Krone in der Hand, tauchte auf und versuchte, mit letzter Kraft das Ufer zu erreichen. Doch hinter ihm erschien an der Wasseroberfläche der Kopf des grausigen Hundes. Mit lautem Knurren packte er den jungen Grafen und zog ihn samt der Krone zurück in die Tiefe. Blutrot färbte sich das brodelnde Wasser. Dies war der letzte Versuch, um Brunhildes Krone zu gewinnen. Solange soll sie nun im Kronensumpf liegen, bis Bodo von seiner Hundegestalt erlöst wird. Wie und vor allem wann das geschehen soll, weiß jedoch keine Sage zu berichten.

Bis in die fünfziger Jahre hinein, bevor es die Rappbode-Talsperre gab, führte die Bode zeitweise soviel Wasser, dass es mutige Schwimmer wagten, von den Felsen oder der Teufelsbrücke in den Kronensumpf zu springen. Nur hier war die Bode tief genug, um so ein Wagnis auf sich zu nehmen. Eine goldene Krone aber fand keiner. Auch den zottigen Hund Bode sahen all die mutigen Springer nicht. Sollte Bodo vielleicht doch schon erlöst sein und wieder in seinen Böhmischen Wäldern hausen?

Quelle: "Auf den Spuren der schönsten Harzsagen; HG: Horst Müller; Q-Druck GmbH; Quedlinburg

 

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