Die verschiedenen Grundkletterarten im Elbsandsteingebirge

Stemmkamin: Klassische Kamine dieser sind z.B. AW Dreifingerturm, AW Vorderer Torstein

Kamin - Kletterei

Die Kaminkletterei dürfte wohl eine der ältesten Techniken sein. Dabei wird der Stemmkamin eine Vorreiter-rolle eingenommen haben (links). Der Vorteil liegt auf der Hand. Eine sehr große Körperfläche hat Felsberüh-rung und damit große Reibung. Etwas anders sieht es beim Spreizkamin aus (rechts). Nur 4 "Körperpunkte" stellen die Reibung her. Bei der Bewegung muß dazu noch ein Reibungspunkt gelöst werden. Ein Abgleiten ist also viel eher möglich. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von Abarten, die sich im wesentlichen aus der vorgefundenen Felsbeschaffenheit ergeben. Der enge Kamin (im Extremfall kann man sich in der Wagerechten befindend, nach oben schieben) oder der Schulterriß (hier besteht nur die Möglichkeit etwa eine Körperhälfte, also im Wesentlichen die Schulter in den Kamin/Riß zu klemmen; er stellt also eine Übergangsform zum Riß dar.).

Spreizkamin:

Hangelriß:

Hangelriß - Kletterei

Hangelrisse gibt es eher selten in der ausgeprägten und sich lang erstrek-kenden Form wie im rechten Bild. Sie sind häufiger als kürzere Weg-strecken anzutreffen. Da treten sie allerdings in sehr unterschiedlicher Verlaufsform auf. Recht kompliziert zu klettern sind Hangelrisse wie im linken Bild, da die Kraft- und damit Reibungswirkung der Füße eher nach unten wirken und ein Abrutschen damit begünstigen. Ein weiteres Problem bei Hangelrissen besteht in der Beschaffenheit der Rißkante. Bei scharfkantiger Beschaffenheit ist ein Festhalten natürlich eher möglich, d.h. unsauberes Treten mit den Füßen kann eher ausgeglichen werden. Sind die Kanten rund, so daß die Handflächen eher aufliegen als richtig zufassen, ist die Gefahr eines Abgleitens sehr hoch.

Hangel: z.B. an der Wilden Zinne

Rißkletterei

Riß- und Wand - Kletterei

Risse sind in vielfältiger Form anzutreffen und gruppieren sich nach der einsetzbaren Klemmtechnik. So gibt es z.B. Finger-, Hand-, Faust- und Schulterrisse (letztere s.o.). Wichtig ist auch hier, Risse sind in den unterschiedlichsten Formen im Gebirge anzutreffen und selten klemmt ein Riß von unten bis oben in gleicher Qualität. Es ist eher die Regel, das sich Risse erweitern und verengen. Damit wechselt natürlich auch die Technik. Risse die sich nach außen erweitern (also zum Kletternden hin) verlieren enorm an "Klemmbarkeit". In längeren Wegen sind meist beide Formen vertreten Wand- und Rißkletterei. Bei der Wandkletterei nimmt die Schwierigkeit mit der Abnahme der Griffolge zu. Dazu zählen vor allem die Ausgeprägtheit der Griffe ("Autobuslenker" oder "Fenster-scheibe"). Die Höhe oder gute Siche-rung von Wegen hat kaum Auswir-kung auf die Schwierigkeit. Mehr...

Wandkletterei: Hier am Wilden Kopf

Baustelle: Hier am Einstieg des Gemeinschaftsweges an der Wilden Zinne

Die Baustelle

Die Baustelle ist eine besondere Form der Bewältigung von äußerst schweren Wegstellen. Eine große Baustelle (links) ist dabei auch nicht ohne Gefahr, denn rutscht sie in sich zusammen, sind Verletzungen eben- sowenig auszuschließen wie bei einem "richtigen" Sturz. Außerdem kann man da auch schon 5 m Höhe haben. Gebaut werden kann, wenn es notwendig ist, an jeder Stelle des Wegverlaufes. Links beim Einstieg, rechts in der Wand. Aber auch bei einem Überfall ist eine Baustelle möglich. Hier sollte jedoch besonders sorgfältig gesichert werden. Wichtig beim bauen ist, das der Bauende nicht durch Hilfsmittel wie Schlingen oder Seil usw. ein Wegrutschen ausschließt, sondern die genannten Mittel nur zu Sicherungszwecken einsetzt. Es soll ja schon vorgekommen sein, daß man den "Baumann" mit Stangen an den Fels drückte. Mehr...

Baustelle am Teufelsturm (Talkante)

Reibungskleterei: Hier Scharfenstein (Oybiner Felsen) Zittauer Gebirge

Reibung und Überfall

Eine weitere spezielle Form des Kletterns ist das Reibungsklettern. Hier werden in der Regel mangels Griffe und Tritte die Füße relativ spitz (Fußspitzen) auf den Fels gestellt um an diesen Punkten eine möglichst hohe Reibung zu erhalten. Die Handflächen werden zur Unterstützung und zur Balance meist nur auf den Fels aufgelegt (links).

Der Überfall erfordert vor allem Überwindung der Angst. Meist wird er aus der Hocke ausgeführt, wobei man sich mit den Handflächen an der entfernten Wand nach dem Überfall abstützt. Ist dieser Teil bewältigt, dann sucht man nach einem sicheren Halt an der gegenüberliegenden Felswand, danach spreizt man einen Fuß nach und danach den zweiten.

Überfall

Dülfer-Sitz

Abseilen

Abseilmethoden wurden auch in der Vergangenheit vielfälltige entwickelt, die klassischen dürften aber der Dülfersitz (links), der vor allem im Hochgebirge angewendet wurde und der für unsere Region typische Sachsensitz sein. Beim Dülfersitz wird die Bremshand hinter dem Körper am abgehenden Seil geführt, beim Sachsensitz ist sie vor dem Körper. Ich habe mit beiden abgeseilt, der Sachsensitz ist mir aber in "Fleisch und Blut" eingegangen. Und dies leider auch öfter im wahrsten Sinne des Wortes. Weitere mir bekannte Formen waren der Karabinersitz, der Einschenkelsitz, das Abseilen mit Julischlinge. Heute wird wohl am häufigsten die Acht verwendet. Mehr...

Sachsen-Sitz

Die hier verwendeten Bilder sind dem Heft "Klettern im Fels" entnommen. Näheres siehe Literatur- und Fotonachweis.

Holger Natusch